Das Vorstellungsgespräch oder das Assessment Center sind überstanden, der Platz in der Ausbildung sicher – doch der neue Ausbildungsbetrieb ist zu weit von Zuhause entfernt, um zu pendeln. Jetzt heißt es also: Schluss mit Hotel Mama und auf in die Suche nach der ersten eigenen Wohnung, einem WG-Zimmer oder einem Platz im Wohnheim. Aus dem Elternhaus auszuziehen ist spannend, vielleicht freust du dich schon seit einer ganzen Weile darauf – aber wie findet man eine Wohnung und wie geht man mit dem Papierkram um? Wir haben die wichtigsten Informationen für den ersten Umzug für euch zusammengefasst!

Wohnen während der Ausbildung: Der erste Schritt in Richtung Unabhängigkeit

Aus dem Elternhaus auszuziehen ist spannend, aber auch nervenaufreibend. Gleich zu Anfang solltest du dir überlegen, wie viel Geld im Monat dir und deiner Familie zur Verfügung stehen, um deinen neuen Wohnort zu finanzieren. Die Frage des Geldes und die Fragen, ob du lieber alleine oder gemeinschaftlich leben möchtest und wie selbstständig du im Alltag bist, helfen dabei, dich zu entscheiden, ob du lieber in einer WG, einem Azubi-Wohnheim oder einer eigenen Wohnung leben möchtest. Natürlich hat jede Option Vor- und Nachteile:

Die Wohngemeinschaft – kurz WG

Wenn du nicht gerne alleine bist und die Gesellschaft von Gleichaltrigen gerne hast, dann wäre eine WG ein guter Anlaufpunkt für dich. Vorteile sind hier, dass du, obwohl du in einer neuen Stadt bist, nicht alleine bist. Deine WG-Kumpanen und du werden eine Menge Spaß haben. Je nach dem, wie ihr euch versteht und wie eure Interessen liegen, kannst du in deiner WG wahre Freunde finden. Es ist immer etwas los, Freunde kommen vorbei, Besuch steht auf der Tagesordnung und das ein oder andere Bier wird in der WG-Küche vielleicht auch gemeinsam getrunken. Achte bei deiner WG-Suche darauf, nicht an eine „Zweck-WG“ zu gelangen, wenn du wirklich Verbindungen knüpfen möchtest. In einer Zweck-WG wird nur der günstige Mietpreis eines Zimmers in einer WG ausgenutzt und die Bewohner möchten in den meisten Fällen ihre Ruhe habe.

Natürlich besteht das Leben in einer Wohngemeinschaft auch nicht nur aus Freunden und Parties – auf dich warten Verantwortungen und Kosten. Wie bereits erwähnt, sind WG-Zimmer sehr viel bezahlbarer als eine komplette Wohnung für dich alleine. Der Mietvertrag wird häufig von allen Mietern unterschrieben, auch du trägst also Verantwortung für den Erhalt der Wohnung und kannst Probleme bekommen, wenn du dies ignorierst. Verträge für Internet, Telefon und TV werden aufgeteilt und „gehören“ nicht dir. Wenn du wieder ausziehst, musst du dich demnach auch um neue Verträge bemühen. Da mehrere Personen in einem Haushalt zusammenleben, müssen weiterhin Regeln aufgestellt werden. In fast jeder Wohngemeinschaft gibt es daher Putz- und Einkaufspläne und WG-Kassen, an denen sich alle beteiligen und mithelfen müssen. Deine Eltern sind nicht mehr da, um das Putzen für dich zu übernehmen und auch wenn du durch deine Ausbildung auf einmal in eine 40-Stunden-Woche geschmissen wirst, musst du die Wohnung mithilfe deiner Mitbewohner sauber halten.

Azubi-Wohnheime

Da in einer Ausbildung das eigene Einkommen meist nicht sonderlich hoch ist und die Eltern nicht immer fähig oder bereit sind, dir finanzielle Unterstützung anzubieten, eignet sich ein Azubi-Wohnheim durch seine günstige Miete zum Wohnen. In Jugendwohnheimen findest du schnell Anschluss zu Leuten in deinem Alter, die auch eine Ausbildung gestartet haben. Ihr habt also oft ähnliche Arbeitszeiten und könnt euch über die Höhen und Tiefen des neuen Lebens als Auszubildende austauschen. Du hast ein eigenes Zimmer für dich, in dem sich oft ein kleines Bad befindet. Gemeinschaftsräume helfen beim Kontakteknüpfen und sind praktisch für den Zeitvertreib nach der Arbeit. Da deine Eltern dir nicht mehr zu jeder Zeit mit Rat und Tat beiseitestehen können, ist es angenehm, im Azubi-Wohnheim einen erwachsenen Ansprechpartner zu haben, der dir am Anfang dabei helfen kann, auf eigenen Beinen zu stehen.

Die erste eigene Wohnung

Deine erste eigene Wohnung bringt einen Vorteil mit sich, den du bei keiner anderen Wohnvariante finden wirst: Du machst die Regeln! Weder deine Eltern, noch Mitbewohner können dir vorschreiben, wie du zu leben hast und du musst auf niemanden Rücksicht nehmen. Diese Freiheit kannst du auf alle Fälle genießen, dir sollte aber klar sein, dass durch deine Freiheiten auch mehr Verantwortung auf dich zukommt. Wenn eine Rechnung kommt, der Hausmeister klingelt oder mal wieder ein Großputz ansteht, dann bist da nur du, um dich darum zu kümmern. Auch darfst du nicht unterschätzen, dass es alleine in einer Wohnung manchmal etwas einsam werden kann – wenn du also nicht gerne alleine bist, dann wäre die eigene Wohnung weniger gut für dich geeignet. Bei deinem Einkommen musst du auf das Geld achten und gut wirtschaften. Es kann sein, dass eine Wohnung zu mieten vielleicht gar nicht mit deinem Budget zu vereinbaren ist. Bevor du dich also in eine teure Wohnung einmietest und dann jeden Tag nur Nudeln mit Tomatensoße essen kannst, schau dich doch vielleicht noch einmal bei den WGs um.

Finanzielle Hilfe während der Ausbildung

Oft ist die finanzielle Situation während der Ausbildung nicht allzu rosig. Du musst aber nicht verzweifeln – während der Ausbildung kannst du finanzielle Hilfe vom Staat beanspruchen. Die verschiedenen Finanzierungshilfen sind BAföG, Wohngeld, Kindergeld und Berufsausbildungsbeihilfe – kurz BAB. Schau doch mal auf Ausbildungsheld.de/finanzielle-unterstuetzung-waehrend-der-ausbildung vorbei!

Die neue Wohnung – was gibt es zu beachten?

Achte bei der Wohnungssuche primär auf die Gegend, in der die Wohnung liegt, und auf die Kosten dieser. Wenn du acht Stunden am Tag arbeitest, möchtest du danach nicht noch mit drei verschiedenen Bussen nach Hause pendeln. Schau also darauf, dass dein Arbeitsplatz von der neuen Wohnung aus gut zu erreichen ist. Bei den Kosten musst du vor allem auf die Warm- und Kaltmiete achten und diese nicht verwechseln. Wenn der Mietpreis zu verlockend und günstig aussieht, dann ist er es wahrscheinlich auch. Viele Vermieter geben erstmals nur die Kaltmiete einer Wohnung an. Das bedeutet, dass sämtliche Neben- und Zusatzkosten noch nicht im Preis mit einberechnet sind. Denke auch an die Kaution, die in der Regel hinterlegt werden muss. Meistens beträgt der Preis der Kaution zwei Kaltmieten. Wenn du wieder ausziehst und dein Zimmer oder die Wohnung ohne Mängel hinterlässt, bekommst du deine volle Kaution vom Vermieter wieder. Schäden, die dir bei Besichtigung deiner zukünftigen Wohnung auffallen, solltest du dem Vermieter unbedingt mitteilen und schriftlich festhalten. So können dir diese Schäden beim Auszug nicht angekreidet werden und du bekommst deine Kaution in voller Höhe zurück.

Wenn du in deiner Heimat vollständig die Zelte abbrichst, musst du deine neue Wohnung als Erstwohnsitz anmelden. Hierfür solltest du spätesten zwei Wochen nach dem Umzug zum Bürgeramt der neuen Stadt gehen und dich ummelden lassen, sonst kann es eine Strafe geben. Denk beim Ummelden an deinen Personalausweis und die Wohnungsgeberbestätigung deiner Vermieter – mit dieser wird garantiert, dass du wirklich in der angegebenen Wohnung lebst. Solltest du aber wirklich nur in der Wohnung leben und ansonsten jede freie Minute in deinem Elternhaus verbringen, kannst du die neue Adresse als Zweitwohnsitz anmelden lassen. Hier kann es jedoch sein, dass du eine jährliche Gebühr – die sogenannte Zweitwohnsitzsteuer – zahlen musst.

Sobald du zuhause ausziehst, wirst du dich auch intensiver mit den GEZ-Gebühren auseinandersetzen müssen. Hierbei handelt es sich um den Rundfunkbeitrag für Fernsehen und Radio, der von jedem Haushalt gezahlt werden muss. Alle drei Monaten werden 53,94 Euro von dir verlangt werden, wenn du Mitbewohner hast, dann teilt ihr euch natürlich rein. Das Anmeldeformular für die Gebühren wird dir per Post zugesandt werden. Nur wenn du während deiner Ausbildung BAB oder BAföG bekommst, musst du die GEZ-Gebühren nicht zahlen.

Bei Schäden, die ohne dein Verschulden in der neuen Wohnung geschehen, bist du natürlich auch nicht ganz machtlos. Wenn Schimmel sich in der Wohnung ausbreitet oder im Winter die Heizung für mehrere Tage ausfällt, dann hast du den Anspruch auf Mietminderung. Mache Fotos, sammle Beweise und wende dich dann schriftlich an deinen Vermieter, damit du alle Schritte des Verfahrens offiziell dokumentiert hast.

Wie du sehen kannst, gibt es einiges, was es beim Ausziehen zu beachten gibt – aber keine Sorge, mit der Hilfe von Freunden und Familie wird der Umzug und die Wohnungssuche zu einem schönen Erlebnis, welches deine Schritte zur Unabhängigkeit dokumentiert.

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